Itemauswahl anhand der Faktorladungen

Faktoren- und Clusteranalysen, Diskriminanzanalysen und weitere multivariate Verfahren aller Art mit SPSS

Itemauswahl anhand der Faktorladungen

Beitragvon Kalja » Do 2. Mai 2019, 10:40

Lieb Alle,

ich schreibe gerade meine Abschlussarbeit und muss von einem etablierten Fragebogen die geeigneten Fragen auswählen, welche auf eine ähnliche Arbeitsform passen (ich schreibe im Bereich der ABO-Psychologie).

In einer kleinen Vorstudie konnte ich den Fragebogen testen und habe mich an meinen Betreuer gewandt. Dieser meinte es wäre Standard die Variablen nach der höchsten Faktorladung auszuwählen und ich solle das auch tun. Ich hatte nochmals freundlich nach dem Vorgehen gefragt und er meinte das wäre einfach in SPSS und erkläre sich von selbst :?

Naja nun hänge ich hier und weiß nicht, wie ich vorgehen muss. Ich fürchte hier in der Forumssuche und bei google gebe ich die falschen Begriffe ein.

Der Fragebogen hat 15 Skalen. Nicht alle Skalen hängen hoch mit meinen AVs zusammen, einige jedoch mit mehreren Items - andere nur mit einem oder zwei.

Mittlerweile bin ich am verzweifeln, wie ich vorgehen soll?

Muss ich eine CFA rechnen oder eine explorative? Und woran mache ich die höchste Ladung fest? Es ist leider nicht so, dass sich mit einer CFA eine saubere 15 Faktoren Struktur aufzeigen lässt und ich dort einfach das höchste Item auswählen kann.

Über eure Hilfe würde ich mich freuen :)

Vielen Dank schonmal und einen angehnemen 2. Mai ;)
Kalja
 
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Re: Itemauswahl anhand der Faktorladungen

Beitragvon strukturmarionette » Do 2. Mai 2019, 12:28

Hi,

von einem etablierten Fragebogen die geeigneten Fragen auswählen

- welcher?

Der Fragebogen hat 15 Skalen.

- welche?
- N?

ich schreibe im Bereich der ABO-Psychologie

- Inwieweit sind Dir psychologische Testtheorie und diesbezügliche Itemanalysen vertraut?

es wäre Standard die Variablen nach der höchsten Faktorladung auszuwählen und ich solle das auch tun.

- hmm

Gruß

S.
strukturmarionette
 
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Re: Itemauswahl anhand der Faktorladungen

Beitragvon Kalja » Di 14. Mai 2019, 11:18

Hallo,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Leider hat die Grippe mich überrascht :D :o

Es handelt sich um den WDQ (Work Design Questionnaire).

Mehr Infos:
https://www.wirtschaftspsychologie-aktuell.de/strategie/strategie_20100303-arbeitsanalyse-mit-dem-work-design-questionnaire.html

Es sind 21 Skalen. Jede Skala hat nur 3 - 4 Items. Von diesen sollen bei allen relevanten Skalen jeweils ein Item genommen werden. Ziel ist es über einen längeren Zeitraum wiederholt Personen zu ihrer Jobzufriedenheit zu befragen, welche für einen Kurierservice fahren.

Inwieweit sind Dir psychologische Testtheorie und diesbezügliche Itemanalysen vertraut?


Es geht. Leider war das seinerzeit eine reine "VOR"lesung. Also nur zuhören und verstehen, aber nicht anwenden. Genau hier liegt auch der Hund begraben. Ich weiß einfach nicht, wie man praktisch vorgehen soll und mein Prof. ist leider keine Hilfe. Durch die Krankheit wird die Zeit nochmals enger :)

Ich skizziere das ganze nochmal etwas genau, damit ich hier nicht nur weniger hilfreiche Nebelgranaten streue. Der Kurierdienst hat schon 100 Mitarbeiter für eine Vorstudie mittels WDQ zur Arbeitsgestaltung befragen lassen. Unter anderem wurde auch noch die Jobzufriedenheit erfragt.

Mein Prof. und die Firma interessieren sich jetzt natürlich, welche Aspekte der Arbeitsgestaltung (WDQ) mit der Zufriedenheit zusammenhängen, das ganze auf Ebene eines Tages jeweils. Bei dem Kurierdienst soll nämlich die Zufriedenheit im Job besonder stark fluktuieren, je nachdem wie der Tag gestaltet ist. Ich darf leider keine Namen des Unternehmens nennen - es ist aber ein recht exklusiver Dienst. Also nicht Pakete oder Essen liefern. In einem nächsten Schritt soll über einen längeren Zeitraum mehrmals erfasst werden, wie die Merkmale der Arbeitsgestaltung mit der Zufriedenheit zusammenhängen. Dazu sollen aber nur die wichtigsten Merkmale erfasst werden, welche sich bei der Vorstudie als besonders relevant erwiesen haben. Quasi sollen die reinen Korrelationen der Vorstudie dann in Längsschnitt getestet werden. Es geht hierbei darum, dass immer nach dem aktuellen Tag gefragt wird.

Die Frage ist jetzt, welche Merkmale wähle ich aus, um für die Kurierdienst quasi eine Kurzversion bereitzustellen? Bestehend aus einem Item je Skala und vielleicht nur von den relevanten Skalen. Wie gehe ich vor? Einfach die höchste Korrelation je Skala mit Jobzufriedenehit nehmen und nur die signifikanten berücksichtigen wäre ja zu einfach und unsauber.

Wie gehe ich vor? Gibt es da ein spezielles Verfahren zur Auswahl? Vielleicht ein gutes Lehrbuch, Video oder eine Anleitung? Oder vielleicht weiß einer von euch, wie ich das zu bewerkstelligen hab?

Vielen lieben Dank für eure Mühen. :)

Eure
Kathrin
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Re: Itemauswahl anhand der Faktorladungen

Beitragvon ponderstibbons » Di 14. Mai 2019, 14:26

Wieso solltest Du selber eine Faktorenanalyse rechnen? In der Handanweisung oder den veröffentlichten Validierungsstudien sollten doch irgendwo Faktorenanalysen samt Ladungen dokumentiert sein. Oder ist das tatsächlich nicht der Fall?

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
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Re: Itemauswahl anhand der Faktorladungen

Beitragvon strukturmarionette » Di 14. Mai 2019, 14:52

Hi,

meint Ihr den:

Der Work Design Questionnaire
Vorstellung und erste Validierung einer deutschen Version von Sebastian Stegmann, Rolf van Dick, Johannes Ullrich, Julie Charalambous, Birgit Menzel, Nikolai Egold und Tina Tai-Chi Wu.
Zeitschrift für Arbeits- u. Organisationspsychologie (2010) 54 (N. F. 28) 1, 1–28; Hogrefe Verlag, Gottingen 2010.

- Daraus wären dann potentielle Konstrukte für Eure UVs in Eurem Modell auszuwählen?
- Was wären denn die AVs?

Gruß
S.
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Re: Itemauswahl anhand der Faktorladungen

Beitragvon Kalja » Di 14. Mai 2019, 15:39

Huhu,

Das Instrument erfasst ganz viele Merkmale am Arbeitsplatz, wie die Bedeutsamkeit der Tätigkeit, die Ergonomie, Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen, ...

Das Problem ist folgendes: Faktorenanalyse - ja natürlich wurde die gemacht - für Personen, die einen festen Arbeitsplatz haben (z.B. 39,5-Stunden-Woche als Altenpflger, 29-Stunden-Woche Bürokauffrau, ...) Die Faktoren sind also auf einen solchen Arbeitsplatz zurückzuführen.

Ich darf leider echt nicht ie Firma nennen, aber soviel: Es gibt hier keinen festen Arbeitsplatz und keine festen Arbeitszeiten. Wenn der Kurierdienst gebucht wird, dann werden viele potentielle Kuriere informiert und können den Auftrag annehmen. Es gibt aber auch noch Aufträge, die exkluisv an eine Person vergeben werden. Diese müssen gezielt abgelehnt werden und man muss auch auf eine Mindestanzahl die Aufträge kommen, um den Satus zu behalten. Eine Kurierfahrt dauert wenige Stunden bis zu ca. 100 Stunden (Hin- und Rückflug).
Durch die unterschiedlichen Aufträge und den Wohnort der Kuriere ist der Arbeitsplatz sehr variabel. Es hat sich gezeigt, dass die 21 Skalen/Faktoren sich nicht abbilden lassen, weil es beispielsweise keinen Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen gibt (nur in sehr seltenen Ausnahmefällen). Andere Aspekte lassen sich manchmal sehr gut finden, wie die Bedeutsamkeit einer Aufgabe: "Plastikspielzeug-Probe vom Hafen abholen für eine Discountkette" (nicht ganz so hoch) vs. "Gewebe zwischen zwei Forschungsinstitute versenden" (sehr hoch).

Der WDQ deckt so ziemlich alle Aspekte der Arbeit ab und ist daher sehr gut geeignet. Es muss nur eine flexible Kompaktversion für eine Mehrfachtestung her.

UV -> WDQ
AV -> Jobzufriedenheit (state/aktuell/am Tag der Befragung)

In der Vorstudie bzw. ersten Befragung konnten zusammenhänge zwischen UV und AV für einige Skalen aufgezeigt werden. Ich habe mir bisher nur die Korrelationen und einfache Regressionen ansehen können. Im nächsten Schritt muss von dem, wo es einen Zusammenhang gibt eine Auswahl an geeigneten Items stattfinden :)

LG
Kalja
 
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Re: Itemauswahl anhand der Faktorladungen

Beitragvon ponderstibbons » Di 14. Mai 2019, 19:15

Eigentlich ist das alles ohne Bezug zur Software SPSS.

Nimm die Skalen, die einen relevanten Bezug zur Arbeitszufriedenheit haben, und dort jeweils das trennschärfste Item (Literatur oder Vorstudie) oder das mit der höchsten Ladung (Literatur). Eine eigene Faktorenanalyse mit 60 bis 80 Items bei nur 100 Probanden ist doch Tullux.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
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